Ein Bewerbungsgespräch mit Korken im Mund meistern? Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Die Schüler der Ausbildungsvorbereitungsklasse (AV) des Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Berufskollegs übten in dieser Woche beim dem Projekt „Stilwerk“ genau das: Besonders deutlich zu sprechen. Trotz Korken im Mund und trotz Maske. „Es kommt in einem Vorstellungsgespräch nicht nur darauf an, was ihr sagt, sondern auch wie ihr es sagt.“, erklärte Coach Jona Chmielus den Schülern. „Die richtige und deutliche Aussprache ist sehr wichtig. Wer nuschelt, wird nicht verstanden und hat deswegen leider oft schlechtere Chancen in einem Bewerbungsgespräch.“ Hinter dem Namen „Projekt Stilwerk“ steckt ein mobiles Bewerbungstraining des Jugendausbildungszentrums (JAZ) Münster. Ein Team von Coaches, meist Studenten oder frisch gebackene Uni-Absolventen, besuchen Schulklassen, um sie auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Die richtige Aussprache ist dabei nur eines von vielen Themen. Was ziehe ich an? Wie verhalte ich mich richtig? Was sage ich? Und was mache ich, wenn ich vor lauter Nervosität ein Blackout habe? Zu all diesen Themen hat das Projekt „Stilwerk“ wertvolle Tipps parat.

Aber nicht nur das. Die Schüler machen aktiv mit. Sie bekommen zum Beispiel eine Auswahl von Bildern mit unterschiedlich gekleideten Menschen vorgelegt und müssen dann spontan entscheiden: Kann man das zu einem Bewerbungsgespräch anziehen, oder eher nicht?

Keine einfache Aufgabe für Schüler der AV, die zwischen 15 und 18 Jahren alt sind: „Mir ist klar, dass man einen Anzug anziehen sollte, wenn man ein Vorstellungsgespräch bei der Bank hat. Aber wenn ich Bauarbeiter werden will – da hätte ich nicht gedacht, dass ich mich da beim Bewerbungsgespräch auch ordentlich anziehen muss“, stellt Mario Zimmermann erstaunt fest. Das Highlight des Trainings: Der „Hot Seat“ – der heiße Stuhl. Hierbei konnten die Schüler selbst in die Rolle des Bewerbers schlüpfen. Und dabei erleben, wie es sich anfühlt, auf dem Prüfstand der potenziellen Arbeitgeber zu stehen. Sowohl in der Schule als auch bei regelmäßigen Praktika. „Man muss an ganz schön viel gleichzeitig denken. Ist die Körpersprache ok, sitzt die Frisur und ist das, was ich sage eigentlich nur Quatsch oder passt das?“, resümiert Jimmy Mettbach seine Simulation eines Bewerbungsgesprächs. Für die meisten Schüler war es das erste Mal, dass sie sich einer solchen Situation stellen mussten. Denn die Lernenden der Ausbildungsvorbereitungsklasse des Ketteler-Berufskollegs haben bisher keinen Ausbildungsplatz bekommen. In ihrem Bildungsgang bereiten sie sich ein Jahr lang auf die verschiedenen Herausforderungen einer Ausbildung vor – sowohl auf die Inhalte in der Berufsschule als auch auf das Berufsleben. Dazu absolvieren sie mehrere Praktika in Betrieben verschiedener Branchen. Organisiert wurde das Coaching durch Schulsozialarbeiterin Annemarie Kirchhoff, finanziert wird es durch das Jugendamt der Stadt Münster. Klassenlehrerin Alexandra Vogel ist dafür dankbar: „Für unsere Schüler ist das eine super Sache: Ihnen werden wertvolle Soft Skills vermittelt. Und das in einem spielerischen Rahmen, ohne Noten und Druck.“.