„Der Tod soll nicht das letzte Wort behalten.“ Das haben sich Christiane und Eberhard Holze geschworen. 2017 verlor das Ehepaar seinen ältesten Sohn Tilmann. Er starb an einer Überdosis Drogen. Mit nur 24 Jahren.
Am Montag war das Ehepaar Holze bei uns am Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Berufskolleg zu Gast. Bis auf den letzten Platz war unsere Aula besetzt. Das allgemeine Thema der Veranstaltung: Drogenprävention. Das haben sich Christiane und Eberhard Holze auf die Fahnen geschrieben. Regelmäßig besucht Eberhard Holze seit dem Tod seines Sohnes Schulen. Seit kurzem auch gemeinsam mit seiner Frau. Dabei erheben die beiden nicht den Zeigefinger, sondern tun eigentlich nur eines: Sie erzählen die Geschichte ihres Sohnes. Wie er 8 Jahre lang gegen die Sucht kämpfte. Wie er immer tiefer in die Abhängigkeit rutschte. Wie er war: „Ein Junge, ein junger Mann, der vor Ideen sprudelte, ein kluger Kopf, der beliebt war, sogar Klassensprecher – ein cooler Typ.“, beschreibt Eberhard Holze ihn. Und sie erzählen auch, wie Tilman den Kampf gegen die Drogen verlor. Mit einer Überdosis Fentanyl.
Das Ehepaar Holze will mit der Geschichte ihres Sohnes wachrütteln, andere davor bewahren, das gleiche Leid zu erfahren und vor allem auch retten. Denn, so sagen die beiden, nur durch das Weitererzählen von Tilmans Geschichte, können sie über Drogensucht und die damit verbundenen Gefahren aufklären. Aber nicht nur das, auch für ein besseres Hilfssystem für Abhängige setzt sich das Ehepaar ein. Denn das versagte bei Tilman, der sich seiner Sucht bewusst war und der etwas ändern wollte, aber zu lange auf einen Therapieplatz warten musste.
Dafür gründeten die beiden – unter dem Dach der Caritas – eine eigene Stiftung. Und benannten diese nach ihrem Sohn: Tilman-Holze-Stiftung.
An diesem Montagmorgen im Januar hörten in unserer Aula alle anwesenden Schüler*innen Christiane und Eberhard Holze gebannt zu. Viele waren sichtlich bewegt. Einige tuschelten, um das gerade Gehörte einzuordnen und zu verarbeiten. Auch einige Lehrkräfte schluckten schwer bei den Erzählungen von Tilmann. Viele stellten – zuweilen sogar sehr konkrete- Fragen. Zum Beispiel wie man betroffenen Freunden und Bekannten helfen könne.
Damit hat das Ehepaar Holze das erreicht, was sie sich bei der Gründung ihrer Stiftung gewünscht haben. Denn gerade die Sensibilisierung von Schüler*innen und Lehrer*innen für das Thema Abhängigkeit ist für die beiden Theologen der Schlüssel für eine erfolgreiche Drogenpräventionsarbeit. „Wir brauchen mehr Menschen, denen bewusst ist, dass nicht zuletzt an Schulen neben Nikotin und Alkohol auch andere Drogen Thema sind.“
Ein Schüler bedankte sich sogar am Ende des 90-minütigen Besuchs: „Vielen Dank, dass Sie Ihre Geschichte mit uns geteilt haben.“ Auch wir sagen: Danke, liebe Familie Holze! Für ihre Offenheit und für ihre wichtige Arbeit!
A.Vogel